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Cervicogener Kopfschmerz

Ursache

Bei den Kopfschmerzen, die im Zusammenhang mit einer Funktionsstörung der oberen Halswirbelsäule, des Atlas und der Schädelbasis (zervikogener/ cervicogener Kopfschmerz) stehen, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Sie stehen häufig in einem Zusammenhang mit Verletzungen der Halswirbelsäule wie das Schleudertrauma nach Verkehrsunfall oder Sturz. Zum einen spielen die kurzen Muskeln zwischen Hinterhaupt und HWS eine wichtige Funktion in der Raumwahrnehmung. Die Muskulatur selbst kann Schmerzen durch die Entwicklung von muskulären Trigger-Punkten hervorrufen. Hier kann es dann sekundär im Bereich der muskulären Ansätze zu Insertionstendinosen kommen, die wiederum Schmerzen generieren. Hält eine muskuläre Dysballance für längere Zeit an, kann dies wiederum zu Sekundärphänomenen führen, wie die Reizung der Hinterhauptnerven (Occipitalisneuralgie), die aus den zweiten und dritten Nervenwurzeln entspringen. Blockierungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule mit atlanto-occipitalem Übergang führen primär oder sekundär zu Blockierungen mit entsprechender segmentaler Schmerzausstrahlung. Direkte Verletzungen in der HWS-Region können diese cervikale Kopfschmerzsymptomatik auslösen. Hierzu zählen direkte Stürze auf den Kopf, Beschleunigungsverletzungen (»Schleudertrauma«, HWS-Distorsion).

Symptome

In der Regel strahlen die Schmerzen vom Hinterhaupt aus Richtung Stirn, hinter die Augen, den Schläfenbereich oder im Bereich der Schädeldecke. Häufig sind die Kopfschmerzen begleitet von vegetativen Störungen. Hier sind insbes. zu nennen Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus), Übelkeit und schnelle Ermüdbarkeit mit Konzentrationsstörungen.

Diagnose

Hier steht im Vordergrund die manuelle Funktionsdiagnostik der HWS unter Einbeziehung der Wirbelgelenksstellungen (Blockierungen), die Zuordnung der einzelnen Muskelgruppen. Die Beurteilung der neurovegetativen Symptome auch unter Hinzuziehung der neurologischen und H-N-O-ärztlichen Fachkollegen. Neuropsychologische Testverfahren können hier objektivierbare Befunde erbringen. Testblockaden, die intramuskulär, an die Nervenwurzeln (C2 und C3) oder an die Occipitalnerven injiziert werden, können hier richtungsweisend sein.

Unsere Patienten werden in der Regel aufgefordert, sich nach dem Erstkontakt in unserem Schmerzzentrum bei einer Schmerzattacke in unserer Notfallsprechstunde einzufinden, da sich der Erfolg eines Test- bzw. Therapieverfahrens hier am besten beurteilen lässt.

Therapie

Ebenso wie bei der Diagnostik stehen bei der Behandlung von cervicogenen / zervikogenen Kopfschmerzen die manuellen Techniken wie Chirotherapie im Vordergrund. Hier sind zu nennen, die gesamten Verfahren der manuellen Medizin, der Osteopathie, der Alexander-Technik und der Schmerzphysiotherapie mit Propriozeptionstraining. Als weitere Therapieoption kommen repetitive Nervenwurzel- oder Nervenblockaden im Occipitalbereich zur Anwendung, die auch nach vorhergehender Austestung hervorragend auf eine Kryoneurolyse ansprechen. In der Regel wird das dann schmerzreduzierte Intervall intensiv physiotherapeutisch genutzt. Nur in seltenen Fällen ist hier eine Halskrause (Schanz'sche Krawatte) indiziert. Bei akuten Situationen können Antiphlogistica, Muskelrelaxantien, sowie zentral wirkende Analgetica sinnvoll sein. Bei eingetretener Chronifizierung profitieren die meisten Patienten von der Gabe eines niedrig dosierten tricyclischen Antidepressivums. Je länger die Schmerzsymptomatik besteht und die Chronifikation fortgeschritten ist, desto wichtiger wird hier wie bei den meisten anderen Schmerzerkrankungen die Einbindung des Patienten in ein psychotherapeutisches Gesamtkonzept.